Mittwoch, 23. Januar 2013

Mütze und Olli auf Tour Teil 2




Lieber Tagesbuch,

hab ich dir eigentlich schon mal erklärt, welche Logik hinter der Nummerierung der Autobahnen steckt? Also jede Autobahn hat eine Nummer und auf manchen Autobahnparkplätzen kannst du sogar eine Nummer machen, aber das ist eine andere Geschichte. Wenn die Autobahn von Norden nach Süden geht oder umgekehrt, dann ist hinter dem A, welches für Autobahn steht, eine ungerade Nummer und wenn die Autobahn von Westen nach Osten oder umgekehrt geht, dann ist hinter dem A eine gerade Nummer. Da wir ja nach Sinsheim wollten und Sinsheim von Erkrath aus im Süden ist, wählten wir die A3 und das war auch  der Vorschlag, den Uschi uns machte. Zufälligerweise ist die A3 auch größtenteils dreispurig, was aber nichts mit der Nummerierung zu tun hat. Auf Autobahnen gelten ganz  klare Regeln und ich versuche mich immer an die Regeln zu halten. Wenn du das genau wissen möchtest, dann empfehle ich dir §18  der Straßenverkehrsordnung. Im Absatz 25, der umgangssprachlich auch der FFF Absatz heißt, ist geregelt, dass Fahranfänger, Frauen und Fremde stets auf der rechten Spur zu fahren haben. Mit Fremden sind Fahrzeugführer gemeint, deren Fahrzeug nicht in Deutschland zugelassen ist und am meisten triffst du auf Autobahnen meine Nachbarn aus Holland an. In Holland darf man sowieso nur höchstens 120 km/h auf Autobahnen fahren und wenn sie dann in Deutschland unterwegs sind und zehn bis 20 Prozent schneller fahren als in Holland, dann sind die voll zufrieden. Bei Fahranfängern und Frauen gibt es eine Ausnahmeregel. Falls sich ein erwachsener, männlicher Führerscheininhaber, der mindestens eine fünfjährige Fahrpraxis vorweisen kann, im Auto befindet, dann dürfen bei einer dreispurigen Autobahn sowohl Fahranfänger als auch Frauen die mittlere Spur benutzen. Für die Benutzung der linken Spur gilt in Deutschland eine Mindestgeschwindigkeit von 200 km/h. Du siehst lieber Tagesbuch, dass für mich die linke Fahrspur wie gemacht ist. Wenn du den Olli kennen würdest, dann wüsstest du, dass er ein sehr ruhiger introvertierter Mensch ist. Und wenn zwei so ruhige Menschen gemeinsam unterwegs sind, dann könnte man glatt eine Neuverfilmung von Das Schweigen der Lämmer drehen, voll bescheuert. Dazu passend lief im Hintergrund die ganze Fahrt Musik von den  Toten Hosen.
Wenigstens musste Olli nicht ständig auf Toilette, wie ich das von Marita gewohnt bin, die ja alle fünfzig Kilometer aus diesem Grund eine Raststätte anfahren möchte. Aber Olli ist ja leidenschaftlicher Raucher und wollte stattdessen die ein oder andere Zigarettenpause einlegen. Wir hatten auf jeden Fall endlich ein Gesprächsthema und diskutierten angeregt über die Anzahl der möglichen Rauchpausen und ich hatte den Eindruck, dass Olli durch die Diskussion vergaß, worüber wir eigentlich diskutierten, voll bescheuert. Irgendwann gab ich Ollis Drängen und Bitten nach und fuhr eine Raststätte an und nach einer Zigarette kauften wir uns noch jeder ein Snickers und Olli kaufte sich noch zusätzlich ein Bifi und eine leichte Cola und er wollte sich sogar noch eine total bescheuerte Norwegermütze kaufen, was ich ihm aber zum Glück noch ausreden konnte. Wir setzten unsere Fahrt fort und im Taunus fuhren alle Autos, bis auf zwei Ausnahmen, recht langsam und ausnahmslos auf der rechten Spur. Eine Ausnahme waren wir, die mit 210 km/h auf der linken Spur fuhren und die andere Ausnahme war ein Streufahrzeug, welches auf einmal in unserem Blickfeld auf der linken Spur auftauchte. Das Streufahrzeug fuhr genauso langsam wie die Fahrzeuge auf der rechten Spur und hätte eigentlich auch ganz rechts fahren können, aber zum Glück war die mittlere Spur frei, so dass ich ohne Probleme das Streufahrzeug überholen konnte.
Als wir nach zwei Stunden und zwanzig Minuten die Autobahn bei Sinsheim verließen, fuhren wir direkt am Fußballstadion vorbei. Da Olli ja auch ein Facebooker ist, musste ich besonders langsam fahren, damit er ein Foto vom Stadion machen konnte und dieses hat er dann unmittelbar bei Facebook veröffentlicht, voll bescheuert. Warum man so etwas macht, kann ich dir auch nicht erklären lieber Tagesbuch, aber das machen halt alle so sagt Olli Ich denke mir dann immer, dass ich zum Glück nicht alle bin und manche meinen ja auch, dass ich sie nicht alle habe. Ich hab dir ja erzählt, dass ich zu Testzwecken auch mal ein einjähriges Facebookpraktikum absolviert habe und siebzig oder achtzig Freunde hatte und auch ab und an etwas geschrieben und Bilder veröffentlicht habe und so weiter und so fort. Irgendwie hat dort fast jeder mindestens 500 Freunde und ich glaube, dass die meisten schon recht viel Zeit dort verbringen, aber im Gegenzug bekommen sie ja auch ganz viele „Likes“ und immer mehr Freunde und immer mehr Anerkennung und immer weniger Zeit. Wie gesagt, ich könnte da einen ganzen Roman drüber schreiben lieber Tagesbuch, aber das wäre dann heute am Thema vorbei geschrieben und würde Note sechs bedeuten. Ich verbringe lieber die Zeit mit meinen Freunden Bekannten und mit meiner Familie und selbst das ist nicht so einfach unter eine Mütze zu bekommen. Eine Sache muss ich dir aber noch ganz im Vertrauen erzählen, lieber Tagesbuch. Für den Fall, dass ich mal das Verlangen nach Selbstbestätigung oder virtueller Unterhaltung habe oder einfach nicht weiß, wie ich meine Zeit verbringen soll, habe ich mir mein eigenes kleines Programm geschrieben. In Anlehnung an Facebook habe ich das Programm Mützenbook genannt und dort gibt es zig tausend Dummyuser, die per Zufallsgenerator miteinander befreundet sind, Freundschaftsanfragen stellen und Dinge posten oder liken. Das musst du dir in etwa so vorstellen. Ich stell da zum Beispiel ein neues Bild von mir rein und innerhalb kürzester Zeit wird das Bild geliked und manchmal gefällt selbst der Userin Michelle Hunziker mein Bild, voll bescheuert. Aber das ist eine andere Geschichte und vielleicht erzähl ich dir demnächst mal etwas mehr über Mützenbook.
Jetzt bin ich ausnahmsweise doch mal etwas abgeschweift, aber auf jeden Fall bin ich bis zu unserer Ankunft in dem Dorf gekommen. Einmal das Gaspedal durchgedrückt und schon bist du wieder aus dem Dorf raus, voll bescheuert. Wir parkten das Auto vor der Dorfgaststätte mit dem mystischen Namen Brauhaus Jupiter. Das war ein Geheimtipp von einem Freund von Mützenbook und wie sich noch im weiteren Verlauf des Tages heraus stellen sollte, war das ein sehr guter Tipp.

 




bis neulich
Mütze

Dienstag, 22. Januar 2013

Mütze und Olli auf Tour Teil 1



Lieber Tagesbuch,

ich hab dir ja noch gar nicht erzählt, dass ich ein neues Auto habe. Ich hab ja die letzten Jahre ein Mützenmobil der Marke Opel gefahren und der Opel hieß Insignia. Das ist eigentlich ein blöder Name, aber Namen sind ja bekanntermaßen schallender Rauch. In den letzten Jahren hat er mir stets gute Dienste geleistet, aber das ist ja auch ganz logisch, weil es ja ein Dienstwagen war, voll bescheuert. Nach drei Jahren hat der Opel nicht mehr so gewollt wie ich wollte und jetzt wirst du sicherlich sagen, dass das doch so wie in jeder Beziehung ist, aber das kannst  du nicht mit Rücken oder Kopfweh oder sonstigen periodischen Wehwehchen vergleichen. Gut, der Opel musste jeden Tag ran und das war dem offensichtlich zu viel, so dass er Probleme mit der Elektronik und mit der Motorik bekam und jetzt frage mich nicht, ob das eher grob- oder feinmotorische Störungen waren, denn das ist eine der vielen Fragen, auf die ich keine Antwort habe. Zu guter Letzt war der Opel öfter in der Werkstatt als bei mir und ich hatte fast jede Woche einen neuen Leihwagen, so dass man schon dachte ich wäre nebenberuflich Testfahrer für Leihwagen von Opel geworden, voll bescheuert. Irgendwann musst du dann mal eine Entscheidung treffen, ob du mit den Macken leben kannst oder nicht und wenn nicht, dann trennt man sich halt von seinem Auto und lässt sich scheiden und daher kommt ja auch der Name Entscheidung. Ich habe mir das nicht so einfach gemacht, wie sich das jetzt liest, lieber Tagesbuch, denn ich habe es immer wieder versucht, aber am Ende konnte ich mich auf mein Auto nicht mehr verlassen, so dass ich halt mein Auto verlassen musste.  Im Dezember habe ich dann mein neues Fahrzeug bekommen und zwar einen besseren Mittelklasse Wagen, kurz einen BMW.
Aber eigentlich spielt das auch gar keine Rolle, ob ich einen Opel oder einen BMW habe, denn ich wollte dir ja nur kurz erzählen, dass ich am letzten Samstag nach Sinsheim gefahren bin. Jetzt fragst du dich sicher, warum man überhaupt nach Sinsheim fährt, in einen Ort mit knapp über 35.000 Einwohnern. Und eigentlich hat Sinsheim ja nur knapp über zehntausend Einwohner, aber die haben noch 12 weitere Orte eingemeindet und kommen so auf die stattliche Einwohnerzahl von wahrscheinlich in zwischen 34.890 Einwohner. Ja und jetzt mache ich den Kreis wieder rund lieber Tagesbuch. Eine dieser Gemeinden ist nämlich Hoffenheim und die haben auch eine Fußball-mannschaft, die in der 1. Fußballbundesliga spielt. Hoffenheim hat 3.333 Einwohner und fast genauso viele Nutztiere wie Kühe, Schweine und Hühner. Da Hoffenheim nur ein ganz kleines Fußballstadion hat, welches sicherlich für die eigenen Fans ausreichen würde, aber für die Gästefans zu klein ist, nutzen die Hoffenheimer das Sinsheimer Fußballstadion.
Ach ja, ich bin nicht auf dem direkten Weg nach Sinsheim gefahren, weil ich vorher noch den Olli aus Erkrath  abholen musste. Bevor du jetzt fragst, warum ich den denn in Erkrath abgeholt habe, komme ich dir zuvor und erklär dir das ganz kurz. Erstens wohnt der Olli in Erkrath und zweitens wollte ich ja nicht alleine zum Fußball fahren und dann bin ich halt auf dem indirekten Weg nach Sinsheim gefahren. Alleine zum Fußball zu fahren ist wie Bier ohne Alkohol oder Sex ohne Mus. Das erkläre ich dir ein anderes Mal, wenn nicht so viele mitlesen lieber Tagesbuch, denn in meinem Blog gilt ja die FSK. Das ist die freiwillige Sex Kontrolle und ich hab mich verpflichtet hier keine eindeutigen zweideutigen Dinge zu schreiben, also so als ob du beim Sex das Licht ausmachst, voll bescheuert. Ich wollte ja auch nur mit Olli zum Fußball fahren und mit einem Sieg der Borussia aus Mönchengladbach anschließend wieder zurück fahren.
Von Grefrath bis Erkrath sind das je nach Route zwischen 62 und 78 Kilometer und du glaubst es kaum lieber Tagesbuch, ich entschied mich für die längste Route, weil es laut Olli die beste Route sei, voll bescheuert. Ich fuhr um neun Uhr Grefrather Ortszeit los und sowohl die Leute bei Google als auch meine Uschi im Auto hatten sich verrechnet, denn ich war vor der Zeit in Erkrath. Wie im wahren Leben so war es auch diesmal nicht so gut so früh zu sein, denn auch Olli hatte mich erst um zehn Uhr und nicht schon um zehn vor zehn erwartet. Als ich klingelte, öffnete mir, begleitet von lautem Hundegebell eine Frau die Tür.  Die Frau war mir vollkommen unbekannt und es handelte sich um keine der zahlreichen Bekannten, die ich schon kannte. Es war also quasi eine Unbekannte und es gab nun mehrere Möglichkeiten, um wen es sich bei der Frau handelte, die, nachdem sie mich mit dem Hund alleine ließ, in der Küche verschwand. Mit dem Gedanken, ob es Ollis neuste Eroberung, seine Hausangestellte, seine Ehefrau oder alles zusammen war, beschäftigte ich mich nur recht kurz, denn der Hund ist zwar der Freund des Menschen, aber ich bin nicht der Freund des Hundes, voll bescheuert. So stand ich regungslos in der Diele und wartete auf Olli, der noch auf dem Klo saß und, wie er mir nachher berichtete, gleichzeitig noch ein paar wichtige Nachrichten via Whatsapp verschickte. Der Hund ließ mich nicht aus den Augen und sobald ich mich nur etwas bewegte, fing er an zu bellen.
Nach drei Minuten erschien Olli endlich und kam singend mit seinem Iphone in der Hand die Treppe herunter. Wir begrüßten uns freudestrahlend, aber meine Freude währte nicht lang, denn Olli meinte, dass sein  Hund mich unbedingt mal begrüßen solle, was dieser auch prompt mit lautem Gebell machte. Jetzt wurde es Zeit, die Villa in Erkrath zu verlassen und sich auf den Weg nach Sinsheim zu machen. Mit Olli und um die Erfahrung reicher, dass drei Minuten doch ganz schön lange sein können, stieg ich mein Auto.
Jetzt habe ich aber leider keine Zeit mehr, um dir von unserer Fahrt nach Sinsheim zu erzählen, aber vielleicht werde ich dir demnächst mehr von unserer Tour berichten.    
  




bis neulich
Mütze

Donnerstag, 10. Januar 2013

Mütze der Ultra



Lieber Tagesbuch,
  
wenn du dich etwas mit Fußball und auch Fußballfans beschäftigst, dann taucht immer wieder der Begriff Ultras auf und ich glaube, dass die wenigstens Leute wissen, was sich hinter dem Begriff verbirgt. Ich habe mal versucht mich ein bisschen schlau zu machen und habe sowohl Bücher zu dem Thema gelesen, als auch Sendung im Fernsehen angeschaut und diverse Dinge im Internet gelesen. Irgendwo bei den Wikingern habe ich den nachfolgenden Satz gefunden: Bei Ultras handelt es sich um fanatische Anhänger, deren Ziel es ist, ihren Verein „immer und überall bestmöglich zu unterstützen“ Tja, lieber Tagesbuch und eigentlich bestätigt mich das nur in dem, was ich schon immer vermutet habe. Auch ich bin ein Ultra, voll bescheuert.
Ihren Ursprung hat die Ultrabewegung in Italien und schwappte in den achtziger Jahren nach Deutschland rüber. Der italienische Ultra Nino de Angelo warb mit seinem Lied Jenseits von Eden erfolgreich für die Ultrabewegung. Ultra ist ja bekanntermaßen ein lateinisches Wort und heißt übersetzt so viel wie darüber hinaus bzw. jenseits. Damit wird der Kreis auch wieder rund lieber Tagesbuch und wenn du dir mal den nachfolgenden Auszug aus dem Songtext durchliest, dann wirst du sehen, dass unter Anderem Pyrotechnik schon in den achtziger Jahren ein Thema war.
Wenn unser Team nicht mehr siegen kann
Dann sind wir Jenseits von Eden
Wenn im Block nur noch Fans sind
Die man niemals erreicht
Dann haben wir umsonst gelebt

Ich will mit euch das Feuer spür'n
Egal ob wir gewinnen oder verlieren
Irgendwann muss ich nach Hause geh'n
Dann will ich sagen, der Support war schön

Denn organisierten Zusammenschluss von einzelnen Ultras nennt man  Ultragruppe oder auch Ultrachor. Derjenige, der am besten singen kann, wird zum Vorsänger gewählt und darf auch an den Spieltagen die Lieder und Fangesänge anstimmen. Der Vorsänger wird auch Capo genannt und das kommt aus dem Italienischen und bedeutet Kopf oder Chef. Da kann ich dir auch direkt mal erklären, woher der Name Capoccino kommt. Capoccino ist ja ein italienisches Kaffeegetränk und nach italienischer Art entsteht Capoccino mit einem Espresso von ungefähr 25–30 ml in einer etwa 120–180 ml fassenden Tasse, der zügig mit halbflüssigem cremigem Milchschaum aufgegossen wird, bis die Tasse voll ist. Beim Eingießen des Milchschaums setzt sich die braune Crema des Espressos oberhalb des Schaums ab und gibt dem Capoccino sein charakteristisches Aussehen. Viele Deutsche meinen, dass Capo von Haube kommt und bereiten das köstliche Getränk mit einem Milchschaum zu, der eine zu feste Konsistenz aufweist und meinen mit der Haube aus dem Milchschaum den perfekten Capoccino zubereitet zu haben. Die wenigsten Leute wissen, dass der Name Capoccino nicht von Kopf bzw. Haube sondern von Capo in der Bedeutung von Chef abgeleitet wurde. Denn früher war dieses köstliche Kaffeegetränk nur in den Chefetagen anzufinden. Der einfache Arbeiter musste mit dem preiswerteren Cafe banale vorlieb nehmen.
Da ich nicht nur ein leidenschaftlicher Kaffeetrinker bin, sondern auch meinen Lieblingsverein überall unterstütze, könnte man jetzt annehmen, dass ich für den Job des Capos bestens geeignet wäre. Da ich aber nie in einem Chor war und auch nicht vor habe einem solchen beizutreten, werde ich diesen Job nicht ausüben, aber das ist ja auch ganz normal. Du kannst ja nicht alles, was du meinst einigermaßen gut zu können, zu deinem Beruf machen. So kann ich zum Beispiel ganz gut einkaufen und weiß, in welchem Supermarkt es die besten Angebote gibt und dennoch bin ich Controller und kein Einkäufer, voll bescheuert.
Ach ja ich bin ja eigentlich erst durch meinen Freund, den Könich, zum Ultra geworden. Der Könich könnte auch der Erfinder des bedingungslosen Supports gewesen sein, voll bescheuert. Er hat immer gesagt: „  Das hier ist doch wie beim Sex. Du musst immer Vollgas geben und wenn es gut läuft, haben alle ihren Spaß gehabt. Sollte deine Mannschaft dann trotzdem nicht gewinnen, sprich zum Höhepunkt kommen, dann hat es nicht an dir gelegen, gell und dann hat die Mannschaft zwar nicht gewonnen, aber wir haben doch unseren  Spaß gehabt.“
Und hier ist noch eine von vielen parallelen Linien lieber Tagesbuch. Der Könich kauft mindestens genauso gerne ein wie ich, aber er hat das im Gegensatz zu mir zu seinem Beruf gemacht. Das wäre jetzt ja nicht weiter schlimm, wenn er noch hier in der Nähe wohnen würde, aber er ist ja Einkäufer in der Pharmaindustrie und da gehst du entweder zu Bayer oder nach Bayern, voll bescheuert. Zu Bayer ist er nicht gegangen, weil die Sponsor von einem Fußballverein sind, den er nicht mag. Also hat er die zweite Möglichkeit gewählt und ist nach Bayern umgezogen. Einerseits ist das ja gut, weil er dort richtig Spaß beim Einkaufen hat, aber anderseits fehlt er bei fast allen Fußballspielen von Borussia Mönchengladbach im Stadion.  Du weißt ja lieber Tagesbuch, ich trink auch gerne ein alkoholfreies Weizen und habe meinen Spaß, aber schöner ist es doch wenn du ein richtiges Weizenbier trinkst. Bei einem unserer legendären Auswärtsspiele hat der Könich sogar mal den Job des Capos übernommen. Das war im Hamburger Stadion, aber ich glaube, dass ich dir da früher schon mal drüber berichtet habe, aber noch nicht hier in dem Blog. Vielleicht werde ich demnächst ein paar alte Tagesbuchfolgen hier aufschreiben, also so wie Wiederholungen im Fernsehen halt. Vielleicht nenne ich es das historische Tagesbuch oder Tagesbuch reloaded oder ich lass es bleiben.




bis neulich
Mütze

Mittwoch, 9. Januar 2013

Mütze im Tattoostudio



Lieber Tagesbuch,
  
habe ich dir eigentlich mal erzählt, dass ich früher ganz viele Tattoos hatte? Die gab es mal bei REWE und bei Edeka, also die waren bei dem Kaugummi, den ich mir dort gekauft habe, dabei und es waren so Bilder mit verschiedenen Motiven, wie zum Beispiel eine Piratenflagge, ein Totenkopf oder ein Anker. Wenn du dann so ein Tattoobild hattest und dir die Stelle auf deinem Körper ausgesucht hattest, wo das Bild sein sollte, dann musstest du die Stelle auf deiner Haut anfeuchten und das Bild ca. 90 Sekunden auf die feuchte Stelle drücken und anschließend war das Tattoo auf deiner Haut. Da du mich ja auch mittlerweile etwas kennst, lieber Tagesbuch, weißt du ja, dass ich am Anfang immer vorsichtig bin und einer meiner Leitsprüche lautet ja: „ Behandle die Mutter vorsichtig wie Porzellan, wenn du mit ihr in der Kiste bist.“
Ich war der Meinung, dass so ein Tattoo nie mehr weggeht und erst als alle meine Freunde so ein Tattoo hatten und mir klar wurde, dass man die Bilder ohne Probleme wieder abwaschen konnte, traute ich mich an die Sache ran. Ich erinnere mich noch ganz genau, denn es war mein erster Schultag und meine Eltern warteten schon ungeduldig auf mich. Es war ein heißer Sommertag und ich hatte eine kurze Hose an und meine Eltern waren entsetzt, als sie sahen, dass sowohl meine Arme als auch meine beiden Beine voller Anker und Totenköpfe waren. Ich musste nochmal unter die Dusche und mit Geschimpfe meiner Eltern und Geschrei von mir wurden meine mühevoll Arbeit zunichte gemacht und alle Tattoos waren innerhalb kürzester Zeit verschwunden, voll bescheuert. Mir war die Lust auf die Schule schon vergangen bevor ich überhaupt da gewesen war. Es gab aber eine Tüte, also nicht eine, die man rauchen konnte, sondern eine große so genannte Schultüte, die bis oben mit Süßigkeiten gefüllt war. Unter anderem war da auch Milka Schokolade drin und auf der Verpackung war früher immer eine lila Kuh abgebildet und wenn man sture, schlecht gelaunte Kinder zu etwas überreden wollte, dann gab man ihnen halt ab und an ein Tafel Milka Schokolade und machte quasi einen Kuhhandel, voll bescheuert. Im Gegensatz zu meinen Geschwistern war Ich kein Freund von diesen Kuhhandeln und schnell merkten meine Eltern das auch, aber so lang der Deal mit zwei Kindern erfolgreich verlief, war die Welt bei uns zu Hause in Ordnung.
Obwohl mir die Lust an der Schule vergangen war, fanden meine Eltern immer wieder einen Grund, warum es doch wichtig sei zur Schule zu gehen und ich glaube, dass die Schule auch deswegen Grundschule hieß, voll bescheuert. Dann gibt es auch noch so ein voll bescheuertes altes Sprichwort, welches mein Vater gerne mal anbrachte und das lautet: „Wer nicht lernen will, muss fühlen.“ Also ich fand die Schule schon ganz OK, aber die Lust mich zu tätowieren ist mir mit dem ersten Schultag vergangen. Soll jeder machen wie er will, aber mein Ding ist das nicht, auch wenn zum Beispiel im Profifußball mittlerweile fast jeder Spieler tätowiert ist und ich glaube, dass das keine abwaschbaren Tattoos sind, voll bescheuert.
Bei den so genannten Piercings verhält es sich bei mir genauso wie bei den Tattoos, also da kannst du Gleichung aufstellen, lieber Tagesbuch, aber das ist schon Mathematik für Fortgeschrittene. Piercings sind Stecker oder Ringe, die man in der Nase, in der Zunge im Ohr oder sonst wo trägt und der Begriff Piercing kommt von dem irischen Schauspieler Pierce Brosnan, der Ringe an intimen Stellen hatte, wo du es dir gar nicht vorstellen kannst lieber Tagesbuch. Daher kommt auch der Begriff Intim Piercings. Und Pierce Brosnan, der die intimen Piercings salonfähig machte, inspirierte mich zu  einem intimen Piercing. Ich hab dir ja schon mal erzählt, dass ich an meinen Ohrläppchen besonders empfindlich bin und nach Definition von Oswalt Kolle gehören die Ohrläppchen im erweiterten Sinne zum Intimbereich. Nachdem ich mich dazu entschlossen hatte ging ich tapfer und mutig zu unserem Uhrmacher in Lobberich, der nach Geschäftsschluss intime Piercings machte und ich war sehr nervös und aufgeregt und rechnete mit dem Schlimmsten und hatte mich schon auf große Schmerzen eingestellt, aber eh ich mich versah, war der gute Mann schon fertig und ich hatte einen Ohrstecker in meinem Ohrläppchen. Am Ende des Tages war ich nicht nur um einen Ohrstecker sondern auch um eine Erfahrung bzw. Weisheit reicher und die lautet wie folgt: „ Beim ersten Mal tut es nicht immer weh.“




bis neulich
Mütze

Mittwoch, 2. Januar 2013

Mützenbox




Lieber Tagesbuch,
  
neulich war bei mir zu Hause der Router defekt und die ganze Familie kam auf einmal nicht mehr ins Internet. Ich kann dir noch nicht einmal erklären, wie genau so ein Router funktioniert, wenn er dann  funktioniert, aber ich weiß, dass du ohne einen WLAN Router nicht ins Internet kommst. Vielleicht gibt es da auch eine Möglichkeit ohne so einen Router, aber ich kenne diese Möglichkeit nicht, voll bescheuert. Für solche Fälle gibt es bei der Telekom einen Notdienst und weil dort immer ganz viele Leute anrufen und die Drähte heiß laufen, nennt sich dieser Notdienst auch Hotline. Also, da muss man so eine Nummer anrufen, die gebührenfrei ist quasi kostenlos, aber wie sagte mein Deutschlehrer früher schon immer?  „ Was nichts kostet, das ist auch nichts.“ Und in dem Fall hatte der gute Mann auch Recht, obwohl er die Hotline gar nicht kannte. Bevor du mit einer Mitarbeiterin oder einem Mitarbeiter von dieser Hotline verbunden wirst, musst du erst mal einem Computer mehrere Fragen beantworten. Der Computer möchte wissen, ob es sich um ein Telefonproblem oder ein Internetproblem handelt oder ob ich eine Beratung oder eine Frage zu einer Rechnung habe oder ob es sich um eine Reklamation handelt oder ob ich aus Langeweile anrufe und ob ich ein Problem mit dem Telefon habe, von dem ich anrufe und wenn nicht wie denn die Telefonnummer des Anschlusses mit Problem lautet und so weiter. Nach mindestens 15 Minuten und eben so viel beantworteten Fragen sagte der Computer mir dann, dass ich mit dem nächsten freien Mitarbeiter verbunden werde, so bald denn ein Mitarbeiter frei sei und ich müsste mit einer Wartezeit von mehr als 30 Minuten rechnen. Da ich an dem Tag sowieso frei hatte, rechnete ich also mal mit einer halben Stunde Wartezeit und immer wieder ertönte nach 10 Sekunden Musik die weibliche Stimme des Computers und meinte, dass weiterhin alle Mitarbeiter in Kundengesprächen seien und dass ich mich noch ein Wenig in Geduld üben müsse, aber sobald der nächste Mitarbeiter frei sei, dann wäre ich an der Reihe. So ging das also 30 Minuten lang, immer abwechselnd die nervige Musik und anschließend wurde ich um ein wenig Geduld gebeten. Als ich mich so langsam an den Wechsel von Musik und Computeransage gewöhnt hatte, war auf einmal die halbe Stunde vorbei und anstatt der Musik ertönte eine laute Glocke und die Computerstimme sagte: „Leider ist nach Ablauf der halben Stunde noch kein Mitarbeiter für Sie frei. Bitte versuchen Sie es zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal.“
Damit war das Gespräch, was ja eigentlich gar kein Gespräch war, beendet. Mit dem Frage- und Antwortspiel hatte ich fast vierzig Minuten vergeblich darauf gehofft mit einem Berater verbunden zu werden. Ich habe es dann anschließend noch viermal versucht und bevor ich die halbe Stunde warten durfte, musste ich stets die gleichen Fragen beantworten. Ich muss zugeben, dass ich manchmal nicht freundlich war und  sogar ein paar Schimpfwörter benutze, die die Computerdame nicht kannte. Sie sagte nett und freundlich: „Tut mir leid, ich habe sie leider nicht verstanden. Bitte sagen Sie eins der folgenden Stichwörter: Rechnung, Internet, Telefon, Störung, Kundenberater. Sie können aber auch gerne unsere Homepage aufsuchen und vielleicht finden Sie dort eine Lösung zu ihrem Problem.“ 
Drei Stunden später war es dann endlich soweit und ich hatte einen Kundenberater am anderen Ende der Leitung. Der machte dann auch so ein Frage- und Antwortspiel mit mir und nachdem er alle benötigten Antworten von mir bekommen hatte, überprüfte er die Leitungen und meinte: „ Sieht so aus, als ob der Router defekt ist. Das ist ja auch schon ein etwas älteres Modell und ich empfehle Ihnen, sich einen neuen WLAN Router zu kaufen. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag. Auf Wiederhören.“
Da saß sich ich nun auf der Couch und es war mittlerweile 14:30 Uhr und ich war genauso schlau, wie vier Stunden zuvor, voll bescheuert. Ich war zwar ein wenig verärgert und leicht sauer, aber ich ließ mich auch nicht von den Fragen der Kinder und Marita aus der Ruhe bringen. Sie wollten nämlich wissen, ob ich das Problem endlich behoben hätte und was es denn für Schwierigkeiten gäbe. Da ich ja am Morgen schon beim Bäcker war, konnte ich auch ohne Internet über Wetter und Temperatur Auskunft geben, aber meine Familie vertraut da eher auf Facebook als auf mich, voll bescheuert.
Heutzutage kann man ja auch mit seinem Handy ins Internet und das war auch mein Glück, denn so konnte ich bei Ebay Kleinanzeigen jemanden finden, der einen WLAN Router verkaufen wollte und da ich ja einen brauchte, rief ich dort an und machte mich unmittelbar nach dem Telefonat auf den Weg nach Brüggen, wo der Verkäufer wohnt. Das waren so zwanzig Kilometer hin und natürlich auch genauso weit wieder zurück, aber der Weg hatte sich gelohnt. Für nur 15 Euro hatte ich eine nagelneue Fritzbox gekauft. Das ist ein besonders guter WLAN Router, der aussieht wie ein Blechkasten (engl. Box) und nach seinem Erfinder Fritz Router, kurz Fritzbox benannt wurde.
Normalerweise schließt man so eine Box an und alles funktioniert, aber was ist schon normal. Da wurden Passwörter und Benutzerkennungen verlangt und ich musste viele Kombinationen ausprobieren, ehe ich das Ganze am Laufen hatte, voll bescheuert. Gegen 20 Uhr konnte ich dann Pfarrer spielen und der Familie die Frohe Botschaft verkünden und wie sagt der Niederrheiner so schön?
Du kannst dich noch so lange wehren, am Ende wird alles gut.



bis neulich
Mütze