Mittwoch, 2. Januar 2013

Mützenbox




Lieber Tagesbuch,
  
neulich war bei mir zu Hause der Router defekt und die ganze Familie kam auf einmal nicht mehr ins Internet. Ich kann dir noch nicht einmal erklären, wie genau so ein Router funktioniert, wenn er dann  funktioniert, aber ich weiß, dass du ohne einen WLAN Router nicht ins Internet kommst. Vielleicht gibt es da auch eine Möglichkeit ohne so einen Router, aber ich kenne diese Möglichkeit nicht, voll bescheuert. Für solche Fälle gibt es bei der Telekom einen Notdienst und weil dort immer ganz viele Leute anrufen und die Drähte heiß laufen, nennt sich dieser Notdienst auch Hotline. Also, da muss man so eine Nummer anrufen, die gebührenfrei ist quasi kostenlos, aber wie sagte mein Deutschlehrer früher schon immer?  „ Was nichts kostet, das ist auch nichts.“ Und in dem Fall hatte der gute Mann auch Recht, obwohl er die Hotline gar nicht kannte. Bevor du mit einer Mitarbeiterin oder einem Mitarbeiter von dieser Hotline verbunden wirst, musst du erst mal einem Computer mehrere Fragen beantworten. Der Computer möchte wissen, ob es sich um ein Telefonproblem oder ein Internetproblem handelt oder ob ich eine Beratung oder eine Frage zu einer Rechnung habe oder ob es sich um eine Reklamation handelt oder ob ich aus Langeweile anrufe und ob ich ein Problem mit dem Telefon habe, von dem ich anrufe und wenn nicht wie denn die Telefonnummer des Anschlusses mit Problem lautet und so weiter. Nach mindestens 15 Minuten und eben so viel beantworteten Fragen sagte der Computer mir dann, dass ich mit dem nächsten freien Mitarbeiter verbunden werde, so bald denn ein Mitarbeiter frei sei und ich müsste mit einer Wartezeit von mehr als 30 Minuten rechnen. Da ich an dem Tag sowieso frei hatte, rechnete ich also mal mit einer halben Stunde Wartezeit und immer wieder ertönte nach 10 Sekunden Musik die weibliche Stimme des Computers und meinte, dass weiterhin alle Mitarbeiter in Kundengesprächen seien und dass ich mich noch ein Wenig in Geduld üben müsse, aber sobald der nächste Mitarbeiter frei sei, dann wäre ich an der Reihe. So ging das also 30 Minuten lang, immer abwechselnd die nervige Musik und anschließend wurde ich um ein wenig Geduld gebeten. Als ich mich so langsam an den Wechsel von Musik und Computeransage gewöhnt hatte, war auf einmal die halbe Stunde vorbei und anstatt der Musik ertönte eine laute Glocke und die Computerstimme sagte: „Leider ist nach Ablauf der halben Stunde noch kein Mitarbeiter für Sie frei. Bitte versuchen Sie es zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal.“
Damit war das Gespräch, was ja eigentlich gar kein Gespräch war, beendet. Mit dem Frage- und Antwortspiel hatte ich fast vierzig Minuten vergeblich darauf gehofft mit einem Berater verbunden zu werden. Ich habe es dann anschließend noch viermal versucht und bevor ich die halbe Stunde warten durfte, musste ich stets die gleichen Fragen beantworten. Ich muss zugeben, dass ich manchmal nicht freundlich war und  sogar ein paar Schimpfwörter benutze, die die Computerdame nicht kannte. Sie sagte nett und freundlich: „Tut mir leid, ich habe sie leider nicht verstanden. Bitte sagen Sie eins der folgenden Stichwörter: Rechnung, Internet, Telefon, Störung, Kundenberater. Sie können aber auch gerne unsere Homepage aufsuchen und vielleicht finden Sie dort eine Lösung zu ihrem Problem.“ 
Drei Stunden später war es dann endlich soweit und ich hatte einen Kundenberater am anderen Ende der Leitung. Der machte dann auch so ein Frage- und Antwortspiel mit mir und nachdem er alle benötigten Antworten von mir bekommen hatte, überprüfte er die Leitungen und meinte: „ Sieht so aus, als ob der Router defekt ist. Das ist ja auch schon ein etwas älteres Modell und ich empfehle Ihnen, sich einen neuen WLAN Router zu kaufen. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag. Auf Wiederhören.“
Da saß sich ich nun auf der Couch und es war mittlerweile 14:30 Uhr und ich war genauso schlau, wie vier Stunden zuvor, voll bescheuert. Ich war zwar ein wenig verärgert und leicht sauer, aber ich ließ mich auch nicht von den Fragen der Kinder und Marita aus der Ruhe bringen. Sie wollten nämlich wissen, ob ich das Problem endlich behoben hätte und was es denn für Schwierigkeiten gäbe. Da ich ja am Morgen schon beim Bäcker war, konnte ich auch ohne Internet über Wetter und Temperatur Auskunft geben, aber meine Familie vertraut da eher auf Facebook als auf mich, voll bescheuert.
Heutzutage kann man ja auch mit seinem Handy ins Internet und das war auch mein Glück, denn so konnte ich bei Ebay Kleinanzeigen jemanden finden, der einen WLAN Router verkaufen wollte und da ich ja einen brauchte, rief ich dort an und machte mich unmittelbar nach dem Telefonat auf den Weg nach Brüggen, wo der Verkäufer wohnt. Das waren so zwanzig Kilometer hin und natürlich auch genauso weit wieder zurück, aber der Weg hatte sich gelohnt. Für nur 15 Euro hatte ich eine nagelneue Fritzbox gekauft. Das ist ein besonders guter WLAN Router, der aussieht wie ein Blechkasten (engl. Box) und nach seinem Erfinder Fritz Router, kurz Fritzbox benannt wurde.
Normalerweise schließt man so eine Box an und alles funktioniert, aber was ist schon normal. Da wurden Passwörter und Benutzerkennungen verlangt und ich musste viele Kombinationen ausprobieren, ehe ich das Ganze am Laufen hatte, voll bescheuert. Gegen 20 Uhr konnte ich dann Pfarrer spielen und der Familie die Frohe Botschaft verkünden und wie sagt der Niederrheiner so schön?
Du kannst dich noch so lange wehren, am Ende wird alles gut.



bis neulich
Mütze

1 Kommentar:

  1. ... das war jetzt mal einleuchtend beschrieben, wie es im richtigen Leben funktioniert - oder eben nicht :-)))

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