Mittwoch, 23. Januar 2013

Mütze und Olli auf Tour Teil 2




Lieber Tagesbuch,

hab ich dir eigentlich schon mal erklärt, welche Logik hinter der Nummerierung der Autobahnen steckt? Also jede Autobahn hat eine Nummer und auf manchen Autobahnparkplätzen kannst du sogar eine Nummer machen, aber das ist eine andere Geschichte. Wenn die Autobahn von Norden nach Süden geht oder umgekehrt, dann ist hinter dem A, welches für Autobahn steht, eine ungerade Nummer und wenn die Autobahn von Westen nach Osten oder umgekehrt geht, dann ist hinter dem A eine gerade Nummer. Da wir ja nach Sinsheim wollten und Sinsheim von Erkrath aus im Süden ist, wählten wir die A3 und das war auch  der Vorschlag, den Uschi uns machte. Zufälligerweise ist die A3 auch größtenteils dreispurig, was aber nichts mit der Nummerierung zu tun hat. Auf Autobahnen gelten ganz  klare Regeln und ich versuche mich immer an die Regeln zu halten. Wenn du das genau wissen möchtest, dann empfehle ich dir §18  der Straßenverkehrsordnung. Im Absatz 25, der umgangssprachlich auch der FFF Absatz heißt, ist geregelt, dass Fahranfänger, Frauen und Fremde stets auf der rechten Spur zu fahren haben. Mit Fremden sind Fahrzeugführer gemeint, deren Fahrzeug nicht in Deutschland zugelassen ist und am meisten triffst du auf Autobahnen meine Nachbarn aus Holland an. In Holland darf man sowieso nur höchstens 120 km/h auf Autobahnen fahren und wenn sie dann in Deutschland unterwegs sind und zehn bis 20 Prozent schneller fahren als in Holland, dann sind die voll zufrieden. Bei Fahranfängern und Frauen gibt es eine Ausnahmeregel. Falls sich ein erwachsener, männlicher Führerscheininhaber, der mindestens eine fünfjährige Fahrpraxis vorweisen kann, im Auto befindet, dann dürfen bei einer dreispurigen Autobahn sowohl Fahranfänger als auch Frauen die mittlere Spur benutzen. Für die Benutzung der linken Spur gilt in Deutschland eine Mindestgeschwindigkeit von 200 km/h. Du siehst lieber Tagesbuch, dass für mich die linke Fahrspur wie gemacht ist. Wenn du den Olli kennen würdest, dann wüsstest du, dass er ein sehr ruhiger introvertierter Mensch ist. Und wenn zwei so ruhige Menschen gemeinsam unterwegs sind, dann könnte man glatt eine Neuverfilmung von Das Schweigen der Lämmer drehen, voll bescheuert. Dazu passend lief im Hintergrund die ganze Fahrt Musik von den  Toten Hosen.
Wenigstens musste Olli nicht ständig auf Toilette, wie ich das von Marita gewohnt bin, die ja alle fünfzig Kilometer aus diesem Grund eine Raststätte anfahren möchte. Aber Olli ist ja leidenschaftlicher Raucher und wollte stattdessen die ein oder andere Zigarettenpause einlegen. Wir hatten auf jeden Fall endlich ein Gesprächsthema und diskutierten angeregt über die Anzahl der möglichen Rauchpausen und ich hatte den Eindruck, dass Olli durch die Diskussion vergaß, worüber wir eigentlich diskutierten, voll bescheuert. Irgendwann gab ich Ollis Drängen und Bitten nach und fuhr eine Raststätte an und nach einer Zigarette kauften wir uns noch jeder ein Snickers und Olli kaufte sich noch zusätzlich ein Bifi und eine leichte Cola und er wollte sich sogar noch eine total bescheuerte Norwegermütze kaufen, was ich ihm aber zum Glück noch ausreden konnte. Wir setzten unsere Fahrt fort und im Taunus fuhren alle Autos, bis auf zwei Ausnahmen, recht langsam und ausnahmslos auf der rechten Spur. Eine Ausnahme waren wir, die mit 210 km/h auf der linken Spur fuhren und die andere Ausnahme war ein Streufahrzeug, welches auf einmal in unserem Blickfeld auf der linken Spur auftauchte. Das Streufahrzeug fuhr genauso langsam wie die Fahrzeuge auf der rechten Spur und hätte eigentlich auch ganz rechts fahren können, aber zum Glück war die mittlere Spur frei, so dass ich ohne Probleme das Streufahrzeug überholen konnte.
Als wir nach zwei Stunden und zwanzig Minuten die Autobahn bei Sinsheim verließen, fuhren wir direkt am Fußballstadion vorbei. Da Olli ja auch ein Facebooker ist, musste ich besonders langsam fahren, damit er ein Foto vom Stadion machen konnte und dieses hat er dann unmittelbar bei Facebook veröffentlicht, voll bescheuert. Warum man so etwas macht, kann ich dir auch nicht erklären lieber Tagesbuch, aber das machen halt alle so sagt Olli Ich denke mir dann immer, dass ich zum Glück nicht alle bin und manche meinen ja auch, dass ich sie nicht alle habe. Ich hab dir ja erzählt, dass ich zu Testzwecken auch mal ein einjähriges Facebookpraktikum absolviert habe und siebzig oder achtzig Freunde hatte und auch ab und an etwas geschrieben und Bilder veröffentlicht habe und so weiter und so fort. Irgendwie hat dort fast jeder mindestens 500 Freunde und ich glaube, dass die meisten schon recht viel Zeit dort verbringen, aber im Gegenzug bekommen sie ja auch ganz viele „Likes“ und immer mehr Freunde und immer mehr Anerkennung und immer weniger Zeit. Wie gesagt, ich könnte da einen ganzen Roman drüber schreiben lieber Tagesbuch, aber das wäre dann heute am Thema vorbei geschrieben und würde Note sechs bedeuten. Ich verbringe lieber die Zeit mit meinen Freunden Bekannten und mit meiner Familie und selbst das ist nicht so einfach unter eine Mütze zu bekommen. Eine Sache muss ich dir aber noch ganz im Vertrauen erzählen, lieber Tagesbuch. Für den Fall, dass ich mal das Verlangen nach Selbstbestätigung oder virtueller Unterhaltung habe oder einfach nicht weiß, wie ich meine Zeit verbringen soll, habe ich mir mein eigenes kleines Programm geschrieben. In Anlehnung an Facebook habe ich das Programm Mützenbook genannt und dort gibt es zig tausend Dummyuser, die per Zufallsgenerator miteinander befreundet sind, Freundschaftsanfragen stellen und Dinge posten oder liken. Das musst du dir in etwa so vorstellen. Ich stell da zum Beispiel ein neues Bild von mir rein und innerhalb kürzester Zeit wird das Bild geliked und manchmal gefällt selbst der Userin Michelle Hunziker mein Bild, voll bescheuert. Aber das ist eine andere Geschichte und vielleicht erzähl ich dir demnächst mal etwas mehr über Mützenbook.
Jetzt bin ich ausnahmsweise doch mal etwas abgeschweift, aber auf jeden Fall bin ich bis zu unserer Ankunft in dem Dorf gekommen. Einmal das Gaspedal durchgedrückt und schon bist du wieder aus dem Dorf raus, voll bescheuert. Wir parkten das Auto vor der Dorfgaststätte mit dem mystischen Namen Brauhaus Jupiter. Das war ein Geheimtipp von einem Freund von Mützenbook und wie sich noch im weiteren Verlauf des Tages heraus stellen sollte, war das ein sehr guter Tipp.

 




bis neulich
Mütze

2 Kommentare:

  1. ... kann man "Mütze und Olli auf Tour Teil 3" auf Mützenbook lesen ? Und wie komme ich da rein ? :-)))

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  2. Moin moin, die ersten beiden Teile beinhalten doch schon fast 90% der Tour und die letzen 10% setzen sich aus einem von Taktik geprägten, langweiligen Fußballspiel und einer eben solchen Rückfahrt zusammen. Die Rückfahrt war so langweilig, dass Olli einschlief, voll bescheuert

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