Samstag, 29. September 2012

Platt wie eine Flunder




Lieber Tagesbuch,
ich bin platt wie eine Flunder und wenn ich dir das schreibe, dann ist das auch so. Du wirst jetzt sicherlich sagen, dass ich ja vom Sternkreiszeichen sowieso ein Fisch bin und da würde dann die Flunder ganz gut passen, aber genau genommen bin ich ja ein Jungfraufisch. Das heißt ich bin im Februar geboren worden, aber mit der Tendenz zur Jungfrau. Das ist so bei den Sternzeichen, da hat jeder noch zusätzlich eine Tendenz. Viele Fische haben eine Tendenz zum Wassermann, weil beide ja irgendwie eine Affinität zu Wasser haben. Und es gibt halt Fische, die ein wenig schüchterner sind, als die meisten Fische und die haben dann eine Tendenz zur Jungfrau und sind damit auch quasi Jungfraufische.  Platt wie eine Flunder heißt so viel, dass man  müde und träge wie eine Flunder ist. Die Flunder ist ja ein Fisch, der in Bächen und Flüssen des Niederrheins lebt und schwimmt bzw. sich so mit der Strömung treiben lässt, weil er halt träge und faul ist und sich so in den schönen Tag treiben lässt. Meist ist das so, weil die Flunder nachts nicht oder schlecht geschlafen hat und da kannst du die parallele Linie zu mir ziehen lieber Tagesbuch. Ich hab in letzter Zeit so viele Gedanken in meinem Kopf und ich habe das Gefühl, dass die alle gar nicht in meinen dicken Kopf reinpassen. Du hast ja in deinem Kopf so eine Art Regal mit Fächern lieber Tagesbuch, also zumindest ich habe das. Da gibt es  Fächer für die Arbeit, für die Familie, für verschiedene Hobbies, für Freunde und noch ganz viele Fächer mehr. Ja und manchmal habe ich halt zu viele Gedanken in einem oder in mehreren Fächern gelagert und dann kracht das Regal schon mal zusammen wie so ein Kartenhaus. Und wenn das Regal so zusammenkracht, dann sind die ganzen Gedanken durcheinander und dann habe ich eine Unordnung in meinem Kopf, die ich da gar nicht gebrauchen kann. Die meisten Leute mögen keine Unordnung, außer Messi, der berühmte Fußballspieler von Barcelona. Er ist auch der Namensgeber für das Messi-Syndrom. Die Briten haben daraus den umgangssprachlichen Begriff mess abgeleitet, der Unordnung bedeutet und unordentliche Leute werden auch Messies (Plural von Messi) genannt. Wenn du dir jetzt vorstellst, dass in deinem Kopf Messi Fußball spielt und mit einem knallharten Schuss dein Regal mit den ganzen Gedanken umschießt, dann kannst du dir vorstellen, was in meinem Kopf in den letzten Nächten los war lieber Tagesbuch. So langsam habe ich das Regal wieder aufgebaut und muss nur noch die ganzen Gedanken wieder in die richtigen Fächer einsortieren. Das kann dauern, aber bei der Gelegenheit kann ich direkt ein paar blöde Gedanken, die ich nicht mehr gebrauchen kann, in den Müll schmeißen.

Bis neulich

Mütze

Freitag, 28. September 2012

Capweazle



Lieber Tagesbuch,
neulich saß ich an meinem Laptop und habe mal wieder bei Facebook reingeschaut. Lieber Tagesbuch, wenn du noch nicht bescheuert bist, dann wirst du es da auf jeden Fall.  Ein paar virtuelle Freunde hatten mich da angestupst und dann kann man die entweder zurückstupsen oder es halt bleiben lassen. Ab und an kommt doch auch mal eine Freundschaftsanfrage rein und meist von Leuten, die ich überhaupt nicht kenne. Da war eine Freundschaftsanfrage von einer Holländerin dabei, die bei den zwei Brüdern von Venlo arbeitet und weil ich da schon mal einkaufe, wollte die mich bestimmt in ihre Freundesliste aufnehmen. Die meisten Freundschaftsanfragen lehne ich ab oder ignoriere sie einfach und manchmal frage ich mich, ob ich deswegen unfreundlich bin. Manche habe ich auch angenommen, aber meistens kenne ich die auch tatsächlich und von dem Zeitpunkt, an dem ich sie angenommen habe, kann ich an ihrem Leben teilhaben. Das fängt beim Frühstück an, also, ob die Freunde frühstücken oder nicht und wenn ja, was sie frühstücken und warum es an manchen Tagen nicht so schmeckt wie an anderen Tagen. Wer ein richtiger Facebooker ist, der macht mit seinem Smartphone ein Foto von seinem Müsli und zeigt die Köstlichkeit seinen Freunden. Innerhalb von Sekunden gefällt vielen Freunden dieses Foto und wird prompt mit Kommentaren versehen, wie zum Beispiel: „ Das ist das schönste Müsli, was ich je gesehen habe.“ Oder „ Ich kann leider Müsli nicht so gut vertragen, weil das meine Darmfauna und -flora durcheinander bringt.“
In den meisten Fällen gefällt dem Bildreinsteller der Kommentar und er antwortet darauf oder er klickt auf den so genannten gefällt mir Button oder er macht Beides.  Also mir hat noch kein Müslibild gefallen und wenn ich manchmal „ja und, was soll das?“ da drunter schreiben möchte, habe ich solche Kommentare bisher unterlassen. So ziehen sich die ganzen Veröffentlichungen über den ganzen Tag.  Von Frühstück über Kinder zum Kindergarten oder zur Schule bringen, die Fahrt zur Arbeit, ob mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder aber mit dem Auto, was aber meistens mit einem Stau gleich zu setzen ist, der wiederum bei den virtuellen Freunden Begeisterung auslöst. Man kann ja froh sein, wenn die Leute bei der Arbeit sind und nicht frei haben, denn frei zu haben ist in den meisten Fällen mit Aktivitäten gleich zu setzen, die selbstverständlich der Facebookwelt zur Verfügung gestellt werden. Am Anfang war das ganz witzig, aber mittlerweile kann das auch schon mal nerven, wenn sich alle so virtuell gern haben und jeder jedes Posting gut findet, ob es ein Stau oder ein Müsli ist, voll bescheuert. Früher habe ich eine Zeitung am Kiosk oder im Zeitschriftenladen gekauft und dann zuhause oder im Büro oder sonst wo gelesen. Heute kann man alle Neuigkeiten, sprich alle Zeitungsartikel online lesen und die Steigerung dazu ist, dass man die Artikel, die einen besonders interessieren oder besonders gefallen oder aufregen bei Facebook reinstellen kann und mit Freunden und Bekannten teilen kann und diese können das dann liken und kommentieren und wiederum mit ihren Bekannte teilen. Catweazle würde diese Links und Fotos und Herzen und Glücksnüsse und Anstupser für magische Zeichen halten und nach anfänglicher Skepsis, sich garantiert dieser kraftvollen Magie nicht entziehen könnte. Jetzt habe ich Catweazle erwähnt lieber Tagesbuch und wahrscheinlich kennst du den angelsächsischen Zauberer gar nicht. Ursprünglich lebte er im 11. Jahrhundert, wurde aber durch irgendeinen billigen Zaubertrick in die siebziger Jahre nach England verschlagen und erlebte dort die Tücken der modernen Welt. Das ist vergleichbar mit mir, der die ganzen Dinge der Facebookwelt erlebt und manchmal nicht weiß, was Wahrheit und was Fantasie ist. Manchmal denke ich sogar, dass die Leute dort wohnen, voll bescheuert. Ich könnte dir noch stundenlang von meinen Erlebnissen dort berichten, aber ich glaub, du willst das alles gar nicht wissen, lieber Tagesbuch. Ich schick dir noch tausend Herzen, zwei Glücksnüsse und einen warmen Händedruck. Ach ja, eigentlich war mein Tag nicht so besonders gut heute, ach Mist jetzt ist ja schon wieder ein neuer Tag und ich mein ja den gestrigen Tag, aber auch egal und vielleicht stell ich gleich bei Facebook doch mal ein Müslibild rein oder schreibe, dass ich im Stau stehe, oder teile  mit meinen Freunden die Wettervorhersage, und dann gefällt das vielleicht ein paar Leuten und dann gefällt mir das Gefallen der Leute wieder und schon geht es mir wieder gut, voll einfach lieber Tagesbuch.
Wahrscheinlich habe ich jetzt die hohe Kunst der Orthografie nicht zur Genüge beachtet und den ein oder anderen Buchstaben vergessen, aber das passiert bei so einem eifrigen Gefecht schon mal.

Bis neulich

Mütze

Mittwoch, 26. September 2012

(M)ein Lektor




Lieber Tagesbuch,

ich bin ja nun ein paar Tage hier rund um den Block unterwegs und du wirst sicherlich bemerkt haben, dass ich nicht so recht schreibe also quasi manchmal Probleme mit der Rechtschreibung habe oder auch umgekehrt, voll bescheuert. Wenn ich so eine Idee habe, über was ich schreiben könnte, dann lege ich einfach los und beginne zu schreiben und wer viel schreibt, der macht auch viele Fehler, sagte schon Ewald Lienen. Manchmal vergesse ich einen Buchstaben, aber meistens ergeben dann die Worte keinen Sinn und mein Lektor unterstreicht dann dieses Wort sofort mit einer roten Linie. Ich glaub der Begriff Lektor kommt aus dem katholischen oder evangelischen und die berühmten Schriftsteller Lukas, Johannes und Mathias hatten früher auch schon so viele Dinge in ihrem Kopf wie ich heute und wenn es sie überkam, dann nahmen die ihren Block und brachten ihre Gedanken zu Papier. Das waren quasi die ersten Blogger und da die Leute zu der Zeit noch keinen PC und kein Internet hatten, mussten sie sich halt einen anderen Weg einfallen lassen, um ihre Gedanken zu veröffentlichen. Zufälligerweise wollte gerade Jesus einen Sammelband mit Erzählungen veröffentlichen und suchte noch ein paar fähige Schreiber. Jesus von Nazaret war ein berühmter Wanderprediger und wollte halt seine Predigten und Gedanken  einem breiteren Publikum zur Verfügung stellen und suchte noch Schriftsteller, die seine und ihre Gedanken zu Papier brachten, um diese dann gemeinsam in einem Buch zu veröffentlichen. Du kannst dir sicherlich vorstellen, dass unendlich viele Blöcke voll geschrieben wurden und bevor diese zusammengefasst als Buch veröffentlich wurden, stellte Jesus elf Leute ein, deren Aufgabe es war, die Schriftstücke zu redigieren, zu beurteilen und zu bearbeiten. Diese elf Leser (lat. lector) waren die ersten Lektoren, die in den Geschichtsbüchern erwähnt werden. Gut, ich habe nur einen Lektor und der sitzt in meinem Laptop und der übersieht auch schon mal einen Fehler, aber er minimiert diese auf jeden Fall. Und manchmal vergesse ich auch das ein oder andere Komma an die richtige Stelle zu setzen und das fällt dem Lektor in meinem Laptop auch nicht auf. Der macht halt nur so einen 400 Euro Job und da kannst du keinen perfekten Lektor erwarten lieber Tagesbuch. Einer der berühmtesten Lektoren war übrigens Hannibal Lektor, der in den Romanen "Das Schweigen der Lämmer" und "Roter Drache" von Thomas Harris mitspielte.  Eigentlich ist das ja nicht so schlimm, wenn da ein paar Fehler drin sind oder wenn da mal ein Komma fehlt, denn gute Freunde verzeihen einem nicht nur die kleinen Fehler. Mein früherer Deutschlehrer, der hatte uns das eigentlich ganz gut beigebracht und ich kannte die Relativitätstheorie richtig gut. Das heißt ich wusste, dass vor einem Relativsatz ein Komma zu stehen hatte und ich kannte die Spielregeln und meistens habe ich mich auch daran gehalten. Aber das ist genauso wie im Strassenverkehr mit den ganzen Regeln, die ich auch ganz gut kenne und dennoch halte ich mich nicht immer an die Regeln, voll bescheuert.

Bis neulich

Mütze

Dienstag, 25. September 2012

Humba Täterä



Lieber Tagesbuch,

heute möchte ich dir mal kurz und knapp erzählen, wie die berühmt berüchtigte Humba Einzug in Deutschlands Fußballstadien hielt. Ok, kurz und knapp sind meist nur meine Vorsätze meist und brauche ich dann etwas länger als geplant. Manchmal ist das auch sehr vorteilhaft, wenn man etwas länger braucht, aber das ist eine andere Geschichte lieber Tagesbuch. Ich muss dafür weit zurückgehen und zwar bis in den Februar 1964. In dem Monat passierten zwei Dinge, die die Welt nachhaltig veränderten. Am 27. Februar 1964 erblickte ich grinsend im Krankenhaus in Lobberich das Licht der Welt. Am Abend desselben Tages wurde in Mainz im Rahmen der Sendung „Mainz bleibt Mainz wie es singt und lacht“ das Lied „Humba Täterä“ uraufgeführt. Man munkelt, dass der berühmte Mainzer Komponist Toni Hämmerle mehrere Jahre an Text und Melodie herumgefeilt hatte  bist die finale Version veröffentlicht wurde. Gesungen wurde das Lied vom Star der Mainzer Fassnacht Ernst Neger, der schon vor diesem Lied bekannt war durch Lieder wie „ Heile, heile Gänsje“ und „Ich stemm' die Fleischwurst mit einer Hand“.  Aber bevor ich jetzt in die Zweideutig abdrifte, komme ich mal wieder zurück auf den Abend des 27. Februars 1964, als ich in den Armen meine Mama lächelnd einschlief, da ging im Mainzer Festsaal gerade erst die Party los. Der lustige Ernst betrat die Bühne und am Ende seines Auftritts stand die Uraufführung des Liedes „Humba Täterä“. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie das Publikum tobte und unter tosendem Applaus immer wieder eine Zugabe forderte. Die ARD musst die nachfolgenden Sendungen um mehr als eine Stunde verschieben und Ulrich Wickerts Tagesthemen wurden erst gegen Mitternacht ausgestrahlt. Unter den mehr als zehntausend begeisterten Zuschauern im Saal befand sich auch das Ehepaar Kasper aus dem Hunsrück. Sie waren frisch verliebt und gefanden sich in den Flitterwochen, die sie im Bruchweghotel in Mainz verbrachten, und sie hatten extra die vierwöchige beschwerliche Anreise mit der Kutsche aus dem Hunsrück auf sich genommen. Nach dem Auftritt besorgte Herr Kasper für seine kreischende Frau ein Autogramm von Ernst Neger und eine der ersten Schallplatten. Früher hiessen die CD’s Schalplatten und sahen etwas anders aus. Glücklich verliessen die Beiden die Veranstaltung und noch im Bett sangen sie das Lied von der Fleischwurst und stimmten immer wieder freudestrahlend „Humba Täterä“ an. Irgendwann gingen die Flitterwochen zu Ende und man musste die lange beschwerliche Heimreise in den Hunsrück antreten. Als man schließlich nach mehreren Wochen gegen Ende April den heimischen Bauernhof erreichte, war man zunächst ein wenig erschöpft aber dennoch glücklich. Nachdem sich die beiden am Bach gewaschen hatten, stärkten sie sich mit Spundekäs und Limettenschnaps. Und zur späten Stunde wurde zu den Klängen von „Humba Täterä“ bei Kerzenschein in der Schlafkammer nicht nur rhythmisch geklatscht und geschunkelt, voll bescheuert. Und neun Monate später, am 23.01.1965 erblickte die kleine Petra im Simmerner Kreiskrankenhaus das Licht der Welt. Im Kreissaal lief selbstverständlich Humba Täterä und Petras Papa, der der Geburt beiwohnte feierte den Arzt und die Hebamme mit tosendem Applaus. Du siehst lieber Tagesbuch, der Petra wurde die Humba quasi in die Wiege gelegt und so wird es dich nicht verwundern, dass Petra auch dafür verantwortlich war, dass die Humba Mitte der neunziger Jahre Einzug in den Mainzer Fußball hielt. Von klein auf spielte sie beim VfR  Simmern Fußball und war begeisterter Fan vom FSV Mainz 05. Als Petra Mitte der neunziger Jahre die Führerscheinprüfung bestand, führte sie eine ihrer ersten Reisen zu einem Heimspiel des FSV Mainz 05. Nach dem Spiel, das die Mainzer mit 4:2 gegen den Rhenser Sportverein gewannen, stimmte Petra spontan ihr Lieblingslied an. Zuerst schauten die restlichen Zuschauer etwas merkwürdig, aber nachdem Petra keine Ruhe gab, stimmten alle ein und auch die siegreiche Mannschaft des FSV Mainz 05 schunkelte mit. Seit diesem Tag wird bei jedem Sieg der Mainzer Fußballer die Humba angestimmt und sollte das mal nicht der Fall sein, dann schmollt die Petra und tritt traurig die lange und beschwerliche Heimreise in die Tiefen des Hunsrücks an.       



Bis neulich

Mütze

Montag, 24. September 2012

Warten auf...

Lieber Tagesbuch,
ich habe am Wochenende einen auf Kultur gemacht und das heißt nicht, dass ich mir eine neue Kulturtasche zugelegt habe. Also ich war am Samstagabend im Theater und zwar im Theater unter dem Dach und  eigentlich müsste das ja Theater im Pavillon heißen, weil das in einem alten Schulpavillon ist, aber Theater unter dem Dach hört sich irgendwie cooler an, voll bescheuert. So ganz von alleine komme ich eher nicht auf die Idee, aber wenn mich dann jemand fragt, ob ich nicht Lust hätte auf ein bisschen Kultur, dann hab ich da selten was dagegen.  Früher, da hab ich schon recht viel gelesen, auch wenn nicht alle Bücher kinder- und jugendfrei waren. Wenn ich nur an das Buch mit dem Leder und mit den Strümpfen denke, aber hallo. Oder das Buch, wo der Typ im Wald lebte und immer in Strumpfhosen rum rannte. Ich glaub der hieß Robin und das war der erste Strumpfhosenfetischist, der in der Literatur erwähnt wurde. In der Schule haben wir dann die ganzen Klassiker der Weltliteratur gelesen, von Goethe über Schiller bis hin zu da Vinci habe ich alles verschlungen, was so auf dem Programm stand, voll bescheuert. Aber lass mal früher gestern sein und kommen wir mal wieder zum Wochenende und zum Theater unter dem Dach, das gar nicht unter dem Dach ist. Die Karten hatten Angela und Roland besorgt, die Marita und mich auch eingeladen hatten, weil ich die neulich mal zum Bahnhof nach Düsseldorf gebracht habe und auch eine Woche später wieder abgeholt habe. Für die Hin- und auch für die Rückfahrt haben die mir dann jeweils eine Karte geschenkt und da ich dann ja zwei hatte, habe ich Marita mitgenommen. Marita liest auch heutzutage noch richtig viel und wenn ich viel schreibe, dann heißt das auch richtig viel und zwar so viel, dass sie sogar mit den ganzen Experten wie Elke Heidenreich, Peter Scholl-Latour, Marcel Reich Ranicki und Helmut von Karajan Quartett spielen könnte, voll bescheuert. Aufgeführt wurde Warten auf Godot von Samuel Beckett und die Kritiker nennen es genial, verstörend, bahnbrechend und bizarr, also eigentlich genau das Richtige für mich, obwohl warten ja nicht zu meinen Stärken zählt. Da ich für die Eintrittskarten nichts bezahlen musste, wollte ich wenigstens für die Getränke bezahlen und es gab kaltes Bier zu heißen Preisen, d.h. eine Flasche Pils für einen Euro und da ich nicht wusste, wie lange wir auf diesen Godot warten mussten, haben wir uns nach den ersten zwei Pils einen guten Platz reserviert und danach ein drittes Bier genehmigt, weil man während der Aufführung nichts trinken darf und man ja nie weiß, wann die eine Pause machen. Ich fand das Stück recht unterhaltsam, auch wenn ich zwischendurch gedacht habe, wo denn dieser Godot bloß bleibt. Für alle die, die sich trotzdem langweilten oder gar einzuschlafen drohten, haben die da einen gewissen Pozzo auftreten lassen, der wie ein Bundeswehrspieß rumschrie und ich habe genau gemerkt, wie einige Zuschauer zusammenzuckten und sofort wieder aufmerksam bei der Sache waren. Nach einer guten Stunde des Wartens bekam ich wieder Durst und wahrscheinlich fanden  auch die Schauspieler, dass die Zeit für eine Pause gekommen war und so wurde, wie beim Fußball, das Spiel für 15 Minuten unterbrochen. Zeit genug, noch zwei von den gut gekühlten Bieren zu sich zu nehmen und für die Frauen reichlich Zeit, um über die Warterei zu philosophieren und zur Toilette zu gehen. Ich gebe zu lieber Tagesbuch, dass ich kurz daran gedacht habe, die drei anderen die zweite Halbzeit ohne mich schauen zu lassen, denn nach dem zweiten Bier in der Pause war ich so richtig auf den Geschmack gekommen, voll bescheuert. Da aber alle Zuschauer wieder auf ihre Plätze gingen, bin ich auch mitgegangen und habe mir dann doch die zweite Halbzeit angeschaut. Die haben dann mit der gleichen Mannschaft weitergespielt und eigentlich gab es ja auch keinen Grund zu wechseln. Irgendwann haben die dann auch gemerkt, dass die ganze Warterei vergeblich war, denn dieser Godot, wusste offensichtlich gar nichts von der Theateraufführung unter dem Dach. Die Zuschauer fanden auch die zweite Halbzeit spannend und interessant, denn keiner verließ vor dem Ende den Raum. Wie beim Fußballspiel bedachten wir die Akteure mit Applaus und sonstigen Beifallskundgebungen und ähnlich wie beim Fußball gingen die Spieler auch in jede Kurve und verbeugten sich vor den applaudierenden Fans und ich freute mich schon darauf, dass die Spieler Postbank Fußbälle ins Publikum schießen würden, was sie aber nicht machten, voll bescheuert.
Wie ich den Rest des Abends verbrachte, kannst du dir sicherlich denken lieber Tagesbuch. Richtig, bei ein paar Gläsern Rotwein haben wir gemeinsam mit Angela und Roland weiter gewartet und zwar nicht auf Godot, sondern, dass ich müde wurde und keinen Durst mehr hatte und da kennst du mich genauso gut wie Marita lieber Tagesbuch; das kann lange dauern.

Bis neulich

Mütze

Samstag, 22. September 2012

Mein Block

Lieber Tagesbuch,
neulich als ich mal wieder so um die Häuser gezogen bin, da bin ich an so einem Block vorbeikommen und da hatte ich mir so spontan gedacht, dass ich so was Ähnliches auch mal machen möchte. Also nicht, dass du jetzt denkst, ich würde nochmal um die Schule herum gehen und quasi zum Maurer umschulen, nein ich hatte mir gedacht, dass ich ab und an was auf einen Block schreiben könnte und wenn ich das dann im Internet veröffentlichen würde, dann würde ich aus dem Block einen Blog machen, voll bescheuert. Ich hab angefangen ganz viel auf einen Block zu schreiben, aber irgendwann habe ich dann gedacht, dass es schon viel zu viele Blöcke gibt und habe den Block weggeworfen und somit auch die Idee quasi verworfen.
Mittlerweile macht ja fast jeder seinen eigenen Blog oder zwitschert bei Twitter Dinge heraus, die die Spatzen dann von den Dächern pfeifen. Lieber Tagesbuch jetzt sagst du sicherlich, dass ich ja auch bei Facebook angemeldet bin und da auch mit mache und wenn du das sagst, dann hast du ja auch mal wieder Recht. Und wenn ich mir so anschaue, was da so alles veröffentlicht wird, dann überleg ich auch immer mal wieder, ob ich das nicht lieber bleiben lassen soll. Früher hat ein Arbeitskollege immer den nachfolgenden Spruch gesagt, wenn ihn ein anderer Kollege zu getextet hat: „ Hier hast du zehn Pfennig. Jetzt kannst du zu einer Parkuhr gehen und der das alles erzählen.“ Heute heißen die Parkuhren Facebook und sind sogar umsonst. Ja und manchmal, wenn ich auf dem Klo sitze, dann schicke ich auch von meinem Smartphone Bilder nach Facebook. Mensch jetzt weiß ich noch nicht einmal, ob das nach Facebook oder zu Facebook heißt, voll bescheuert. Früher war ich da mal richtig gut da drin, also ich wusste immer wo es nach Hause ging, auch wenn ich noch so zu war, voll bescheuert. Und weil es nach Hause heißt und ich nicht bei Facebook wohne, müsste es auch heißen: „Ich schicke Bilder von meinem Smartphone zu Facebook.“ Neulich habe ich ein Bild von Oliver Kahn dahin geschickt und es gibt tatsächlich Leute, denen das gefällt und manche schreiben da auch irgendetwas drunter. Beim Oliver Kahn stand zum Beispiel drunter:“ der Titan“ und „ der Olli“. Ob diejenigen dachten, dass ich nicht wusste wer da auf dem Bild ist, ich weiß es nicht. Das ist wahrscheinlich so eine geheime Absprache im Buch der Gesichter. Also viele Leute stellen da Bilder rein und andere Leute, meist die virtuellen Freunde der Bilderreinsteller, schreiben unter das Bild, was man auf dem Bild sehen kann.
Manche schreiben auch da rein, dass es regnet und als mich letzte Woche ein Freund aus Bayern anrief und fragte, wie das Wetter so am Niederrhein sei, da wollte ich zuerst bei Facebook nachschauen, aber ich hatte gerade keine W-Lan Verbindung und da fiel mir ein, dass ich ja einfach mal nach draussen schauen könnte, voll bescheuert.


Manchmal ist mir diese Netzwerkerei im Internetz zu viel lieber Tagesbuch, komm mir schon fast vor wie eine Spinne, voll bescheuert. Vielleicht zieh ich doch besser um die Häuser und mache es, wie Udo Lindenberg schon vor 50 Jahren gesungen hat und mache mein Ding.

bis neulich
Mütze