Dienstag, 25. September 2012

Humba Täterä



Lieber Tagesbuch,

heute möchte ich dir mal kurz und knapp erzählen, wie die berühmt berüchtigte Humba Einzug in Deutschlands Fußballstadien hielt. Ok, kurz und knapp sind meist nur meine Vorsätze meist und brauche ich dann etwas länger als geplant. Manchmal ist das auch sehr vorteilhaft, wenn man etwas länger braucht, aber das ist eine andere Geschichte lieber Tagesbuch. Ich muss dafür weit zurückgehen und zwar bis in den Februar 1964. In dem Monat passierten zwei Dinge, die die Welt nachhaltig veränderten. Am 27. Februar 1964 erblickte ich grinsend im Krankenhaus in Lobberich das Licht der Welt. Am Abend desselben Tages wurde in Mainz im Rahmen der Sendung „Mainz bleibt Mainz wie es singt und lacht“ das Lied „Humba Täterä“ uraufgeführt. Man munkelt, dass der berühmte Mainzer Komponist Toni Hämmerle mehrere Jahre an Text und Melodie herumgefeilt hatte  bist die finale Version veröffentlicht wurde. Gesungen wurde das Lied vom Star der Mainzer Fassnacht Ernst Neger, der schon vor diesem Lied bekannt war durch Lieder wie „ Heile, heile Gänsje“ und „Ich stemm' die Fleischwurst mit einer Hand“.  Aber bevor ich jetzt in die Zweideutig abdrifte, komme ich mal wieder zurück auf den Abend des 27. Februars 1964, als ich in den Armen meine Mama lächelnd einschlief, da ging im Mainzer Festsaal gerade erst die Party los. Der lustige Ernst betrat die Bühne und am Ende seines Auftritts stand die Uraufführung des Liedes „Humba Täterä“. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie das Publikum tobte und unter tosendem Applaus immer wieder eine Zugabe forderte. Die ARD musst die nachfolgenden Sendungen um mehr als eine Stunde verschieben und Ulrich Wickerts Tagesthemen wurden erst gegen Mitternacht ausgestrahlt. Unter den mehr als zehntausend begeisterten Zuschauern im Saal befand sich auch das Ehepaar Kasper aus dem Hunsrück. Sie waren frisch verliebt und gefanden sich in den Flitterwochen, die sie im Bruchweghotel in Mainz verbrachten, und sie hatten extra die vierwöchige beschwerliche Anreise mit der Kutsche aus dem Hunsrück auf sich genommen. Nach dem Auftritt besorgte Herr Kasper für seine kreischende Frau ein Autogramm von Ernst Neger und eine der ersten Schallplatten. Früher hiessen die CD’s Schalplatten und sahen etwas anders aus. Glücklich verliessen die Beiden die Veranstaltung und noch im Bett sangen sie das Lied von der Fleischwurst und stimmten immer wieder freudestrahlend „Humba Täterä“ an. Irgendwann gingen die Flitterwochen zu Ende und man musste die lange beschwerliche Heimreise in den Hunsrück antreten. Als man schließlich nach mehreren Wochen gegen Ende April den heimischen Bauernhof erreichte, war man zunächst ein wenig erschöpft aber dennoch glücklich. Nachdem sich die beiden am Bach gewaschen hatten, stärkten sie sich mit Spundekäs und Limettenschnaps. Und zur späten Stunde wurde zu den Klängen von „Humba Täterä“ bei Kerzenschein in der Schlafkammer nicht nur rhythmisch geklatscht und geschunkelt, voll bescheuert. Und neun Monate später, am 23.01.1965 erblickte die kleine Petra im Simmerner Kreiskrankenhaus das Licht der Welt. Im Kreissaal lief selbstverständlich Humba Täterä und Petras Papa, der der Geburt beiwohnte feierte den Arzt und die Hebamme mit tosendem Applaus. Du siehst lieber Tagesbuch, der Petra wurde die Humba quasi in die Wiege gelegt und so wird es dich nicht verwundern, dass Petra auch dafür verantwortlich war, dass die Humba Mitte der neunziger Jahre Einzug in den Mainzer Fußball hielt. Von klein auf spielte sie beim VfR  Simmern Fußball und war begeisterter Fan vom FSV Mainz 05. Als Petra Mitte der neunziger Jahre die Führerscheinprüfung bestand, führte sie eine ihrer ersten Reisen zu einem Heimspiel des FSV Mainz 05. Nach dem Spiel, das die Mainzer mit 4:2 gegen den Rhenser Sportverein gewannen, stimmte Petra spontan ihr Lieblingslied an. Zuerst schauten die restlichen Zuschauer etwas merkwürdig, aber nachdem Petra keine Ruhe gab, stimmten alle ein und auch die siegreiche Mannschaft des FSV Mainz 05 schunkelte mit. Seit diesem Tag wird bei jedem Sieg der Mainzer Fußballer die Humba angestimmt und sollte das mal nicht der Fall sein, dann schmollt die Petra und tritt traurig die lange und beschwerliche Heimreise in die Tiefen des Hunsrücks an.       



Bis neulich

Mütze

2 Kommentare:

  1. Endlich! Endlich weiß ich, wo die H.U.M.B.A. ihren Ursprung hat!
    DANKE MÜTZE!!!!!!

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  2. Sehr schön und so kurz und knapp :-)

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