Montag, 24. September 2012

Warten auf...

Lieber Tagesbuch,
ich habe am Wochenende einen auf Kultur gemacht und das heißt nicht, dass ich mir eine neue Kulturtasche zugelegt habe. Also ich war am Samstagabend im Theater und zwar im Theater unter dem Dach und  eigentlich müsste das ja Theater im Pavillon heißen, weil das in einem alten Schulpavillon ist, aber Theater unter dem Dach hört sich irgendwie cooler an, voll bescheuert. So ganz von alleine komme ich eher nicht auf die Idee, aber wenn mich dann jemand fragt, ob ich nicht Lust hätte auf ein bisschen Kultur, dann hab ich da selten was dagegen.  Früher, da hab ich schon recht viel gelesen, auch wenn nicht alle Bücher kinder- und jugendfrei waren. Wenn ich nur an das Buch mit dem Leder und mit den Strümpfen denke, aber hallo. Oder das Buch, wo der Typ im Wald lebte und immer in Strumpfhosen rum rannte. Ich glaub der hieß Robin und das war der erste Strumpfhosenfetischist, der in der Literatur erwähnt wurde. In der Schule haben wir dann die ganzen Klassiker der Weltliteratur gelesen, von Goethe über Schiller bis hin zu da Vinci habe ich alles verschlungen, was so auf dem Programm stand, voll bescheuert. Aber lass mal früher gestern sein und kommen wir mal wieder zum Wochenende und zum Theater unter dem Dach, das gar nicht unter dem Dach ist. Die Karten hatten Angela und Roland besorgt, die Marita und mich auch eingeladen hatten, weil ich die neulich mal zum Bahnhof nach Düsseldorf gebracht habe und auch eine Woche später wieder abgeholt habe. Für die Hin- und auch für die Rückfahrt haben die mir dann jeweils eine Karte geschenkt und da ich dann ja zwei hatte, habe ich Marita mitgenommen. Marita liest auch heutzutage noch richtig viel und wenn ich viel schreibe, dann heißt das auch richtig viel und zwar so viel, dass sie sogar mit den ganzen Experten wie Elke Heidenreich, Peter Scholl-Latour, Marcel Reich Ranicki und Helmut von Karajan Quartett spielen könnte, voll bescheuert. Aufgeführt wurde Warten auf Godot von Samuel Beckett und die Kritiker nennen es genial, verstörend, bahnbrechend und bizarr, also eigentlich genau das Richtige für mich, obwohl warten ja nicht zu meinen Stärken zählt. Da ich für die Eintrittskarten nichts bezahlen musste, wollte ich wenigstens für die Getränke bezahlen und es gab kaltes Bier zu heißen Preisen, d.h. eine Flasche Pils für einen Euro und da ich nicht wusste, wie lange wir auf diesen Godot warten mussten, haben wir uns nach den ersten zwei Pils einen guten Platz reserviert und danach ein drittes Bier genehmigt, weil man während der Aufführung nichts trinken darf und man ja nie weiß, wann die eine Pause machen. Ich fand das Stück recht unterhaltsam, auch wenn ich zwischendurch gedacht habe, wo denn dieser Godot bloß bleibt. Für alle die, die sich trotzdem langweilten oder gar einzuschlafen drohten, haben die da einen gewissen Pozzo auftreten lassen, der wie ein Bundeswehrspieß rumschrie und ich habe genau gemerkt, wie einige Zuschauer zusammenzuckten und sofort wieder aufmerksam bei der Sache waren. Nach einer guten Stunde des Wartens bekam ich wieder Durst und wahrscheinlich fanden  auch die Schauspieler, dass die Zeit für eine Pause gekommen war und so wurde, wie beim Fußball, das Spiel für 15 Minuten unterbrochen. Zeit genug, noch zwei von den gut gekühlten Bieren zu sich zu nehmen und für die Frauen reichlich Zeit, um über die Warterei zu philosophieren und zur Toilette zu gehen. Ich gebe zu lieber Tagesbuch, dass ich kurz daran gedacht habe, die drei anderen die zweite Halbzeit ohne mich schauen zu lassen, denn nach dem zweiten Bier in der Pause war ich so richtig auf den Geschmack gekommen, voll bescheuert. Da aber alle Zuschauer wieder auf ihre Plätze gingen, bin ich auch mitgegangen und habe mir dann doch die zweite Halbzeit angeschaut. Die haben dann mit der gleichen Mannschaft weitergespielt und eigentlich gab es ja auch keinen Grund zu wechseln. Irgendwann haben die dann auch gemerkt, dass die ganze Warterei vergeblich war, denn dieser Godot, wusste offensichtlich gar nichts von der Theateraufführung unter dem Dach. Die Zuschauer fanden auch die zweite Halbzeit spannend und interessant, denn keiner verließ vor dem Ende den Raum. Wie beim Fußballspiel bedachten wir die Akteure mit Applaus und sonstigen Beifallskundgebungen und ähnlich wie beim Fußball gingen die Spieler auch in jede Kurve und verbeugten sich vor den applaudierenden Fans und ich freute mich schon darauf, dass die Spieler Postbank Fußbälle ins Publikum schießen würden, was sie aber nicht machten, voll bescheuert.
Wie ich den Rest des Abends verbrachte, kannst du dir sicherlich denken lieber Tagesbuch. Richtig, bei ein paar Gläsern Rotwein haben wir gemeinsam mit Angela und Roland weiter gewartet und zwar nicht auf Godot, sondern, dass ich müde wurde und keinen Durst mehr hatte und da kennst du mich genauso gut wie Marita lieber Tagesbuch; das kann lange dauern.

Bis neulich

Mütze

1 Kommentar:

  1. mit dir würde ich mir auch "warten auf godot" anschauen - so herrlich, wie du es interpretierst!

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