Mittwoch, 21. November 2012

Bienvenue à Marseille





Lieber Tagesbuch,
  
  
Nur noch eine gute Stunde waren wir von Marseille entfernt und alle freuten sich, auch wenn das bei Jedem von uns etwas anders aussah. Simone und Fränky sind ja eher ein wenig ängstlich und das macht sich besonders beim Start und bei der Landung im Flugzeug bemerkbar. Im Gegensatz zu den zwei Stunden am Amsterdamer Flughafen passten sie sich Olli an, der ja seine Stimme immer noch nicht wieder gefunden hatte. Wie ich die Drei schweigend neben mir sitzen sah, musste ich an den Film „Das Schweigen der Lämmer“ denken.  Falls du den Film oder das Buch kennen solltest lieber Tagesbuch, dann wundern dich meine Gedanken jetzt sicherlich, aber meine Gedanken bezogen sich lediglich auf den Titel und natürlich nicht auf die Handlung, denn in dem Buch geht es um eine FBI Agentin, die einen Serienmörder mit Hilfe eines anderen, inhaftierten Serienmörders versucht dingfest zu machen. Ob das gelingt verrate ich mal nicht, denn vielleicht willst du ja das Buch auch mal lesen oder den Film anschauen und dann bist du sauer, weil ich dir das Ende verraten habe, bevor du überhaupt den Anfang kennst, voll bescheuert.
MTE studierte schon das Bordmagazin und speicherte in Sekundenbruchteilen den Sitzplan und die Notausgänge in seinem Kopf.  Eigentlich war es für jeden ersichtlich, dass es sich bei dem Flugzeug um eine Boeing  handelte, aber MTE nannte noch kurz die genauen Daten, mit Anzahl der Sitzplätze und Höchstgeschwindigkeit und Baujahr und sonstige Dinge, die eigentlich keinen so richtig interessierten. Ich wette mit dir, lieber Tagesbuch, dass MTE früher liebend gerne Quartett gespielt hat und wahrscheinlich hat der auch immer gewonnen, voll bescheuert.
Hinter uns saßen ja die Paderborner Landbrote, die ja eigentlich aus Höxter kamen und die schon ungeduldig wurden, weil der Alkoholpegel sank, aber kurz nach dem Start kam der französische Steward, der ein Freund vom Könich gewesen sein könnte, mit einem Snack und Getränken durch den Gang. Wie meistens bei Kurzstreckenflügen gab es ein nicht mehr ganz frisches Baguette, aber wer von uns war zu diesem Zeitpunkt noch ganz frisch? Anders als bei meinen bisherigen Flügen gab es diesmal nicht nur ein oder zwei kostenlose Getränke, sondern jeder konnte beliebig viele Getränke bestellen. Die Spaßmacher hinter uns bestellten Wein für die Damen und tres bière für sich und meinten stolz, dass sie französisch von école  kennen würden, worauf ich entgegnete, dass ich französisch von Nicole gelernt habe. Die haben während des einstündigen Fluges den kompletten Alkoholvorrat vernichtet. Von Bier über Wein bis hin zu Whiskey und Gin haben die alles in sich reingeschüttet und  zwischen dem Trinken fanden sie noch Zeit uns über westfälische Biersorten und über den schönsten Flughafen der Welt, Paderborn-Lippstadt, zu berichten. Fränky kannte sich da auch aus, also nicht mit den Biersorten, sondern mit dem Flughafen. Obwohl der eher der ängstliche Fluggast ist, fliegt er doch ab und an in den sonnigen Süden und kennt sich aus auf den Flughäfen der Welt.
Ich hatte das Gefühl, dass wir gerade erst gestartet waren, als eine Stimme meinte, dass wir in ca. zehn Minuten mit dem Landeanflug beginnen würden. Es war MTE, dessen Bordcomputer um eine knappe Minute vorging, denn ungefähr eine Minute später wiederholte der Steward MTE’s Ansage, aber diesmal auf Französisch. Simones Freude kannte keine Grenzen mehr und auch beim sprachlosen Olli konnte ich ein Lächeln entdecken. Irgendwie musste ich an die Fortsetzung des Romans  „Das Schweigen der Lämmer“ denken und der Titel des zweiten Teiles lautete: „ Das schweigende Lamm lächelt gequält.“ Ich hatte die Handlung vor Augen wie Oliver Lecter schweigend im Zeugenstand saß. Ich frag mich gerade, wie man im Zeugenstand sitzen kann, voll bescheuert. Superhirn MTE hatte ihn wegen wiederholter Verkehrsdelikte angeklagt. Unter anderem wurde ihm vorgeworfen von 0 auf 250 in zwölf Sekunden zu schaffen, so dass er den kompletten Verkehr in weniger als drei Minuten erledigt hatte. Und wie Oliver Lecter so schweigend im Zeugenstand saß, betrat die Anwältin des Staates NRW den Gerichtssaal. Simone Foster verhörte Oliver Lechter kreuz und quer, aber der Angeklagte verzog keine Miene. Erst als der Verkehrsexperte Frank T. erläuterte, dass es unmöglich sei das  Ganze in drei Minuten zu schaffen, lächelte Oliver Lecter.  Pünktlich um 14:02 Uhr landeten wir auf dem Flughafen von Marseille und es dauerte keine fünf Minuten da wurden die Facebookfreunde mit Informationen von MTE versorgt.






Bis neulich

Mütze

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