Dienstag, 30. Oktober 2012

Mütze der Steuermann





Lieber Tagesbuch,

ich weiß gar nicht, ob du Peter Heppner kennst, aber das ist ein toller Musiker und der schreibt richtig gute Lieder und seine letzte Single, die heißt Meine Welt, nicht zu verwechseln mit Mützes Welt. Der Text könnte auch von mir stammen, also zumindest manche Passagen und jetzt meinst du, dass ich auch noch unter die Liedermacher gehen will, voll bescheuert. Nein, das will ich mir nicht anmaßen und ich bewundere die Leute, die ihre Gedanken und Gefühle so gut in Worte fassen können. Noch besser finde ich das dann, wenn die eine gute Stimme haben und nicht nur gute Songwriter, sondern auch noch gute Sänger sind. Jetzt denkst du sicherlich, dass ich dir jetzt erzähle, dass ich früher mal Sänger werden wollte, aber da  habe ich dich mal getäuscht lieber Tagesbuch.
Ich wollte ja schon viel werden, angefangen von Koch über Kommissar über Lehrer bis hin zur Kindergärtnerin. Das ist schon ganz lange her, aber ich erinnere mich noch ganz genau wie ich damals durch die Aufnahmeprüfung für die Polizeischule in Münster durchgerasselt bin. Das waren zwei Tage harte Prüfungen für Geist und Körper und am Ende des zweiten Tages musste ich zur Nachprüfung, voll bescheuert.  Nach jeder Zwischenprüfung haben die Chefs die schlechtesten Bewerber nach Hause geschickt. Wir haben mit hoher Mathematik angefangen und diejenigen, die sich verrechnet hatten, durften schon die Heimreise antreten. Nach kurzer Pause ging es mit logischem Denken weiter und spätestens da wusste ich, warum nur Jungens bei dem Aufnahmetest waren.  Ist doch logisch lieber Tagesbuch, gell, denn Frauen und Logik kannst du nicht in eine Schublade stecken, ohne dass die Streit bekommen. Nach der Logik haben wir mit dem Zirkel trainiert und irgendwelche voll bescheuerten sportlichen Aufgaben bewältigt, die mich schon fast dazu gebracht hätten die weiße Fahne zu schwenken und aufzugeben, aber auch nach dem letzten Klimmzug brauchte ich mich nicht in den Zug nach Hause setzen und durfte weitermachen. Am zweiten Tag mussten wir dann zu der medizinischen Abteilung gehen und wurden dort einigen Tests unterzogen. Das volle Programm von Augen, über Ohren bis hin zu den Innereien wie Herz, Leber und Lunge.  Da ich mich ja selber ganz gut kenne, wusste ich um meine rot-grün Schwäche von meinen Augen und ich war mir darüber im Klaren, dass es da eventuell zu Problemen kommen könnte. Beim Fußball habe ich ja eine Schwäche für schwarz-weiß-grün und bis auf eine kleine aber sympathische Ausnahme mag ich da die Roten eher nicht, aber das ist eine andere Geschichte.
Ach ja eine meiner 95 Thesen lautet: „  Rot ist keine Farbe für einen Fußballverein, sondern für Damenunterwäsche.“
Ok aber mal wieder zurück zu meiner rot-grün Sehschwäche lieber Tagesbuch, eine von meinen vielen Schwächen. Diese Sehschwäche ist bei mir nicht so besonders stark ausgeprägt, eigentlich kannst du die Ausprägung als minimal bezeichnen lieber Tagesbuch. Das fällt nur bei Sehtests auf, die man ja normalerweise nicht jeden Tag macht, sondern nur wenn, man einen Führerschein machen möchte, zur Bundeswehr muss oder zur Polizei möchte.  Da zeigen die dir so Ishihara-Farbtafeln, auf denen Zahlen versteckt sind, also so inmitten von verschiedenfarbigen runden Farbflecken, voll bescheuert. Die heißen wahrscheinlich so, weil das halt farbige Tafeln sind, und weil diesen Test der Japaner   Shun Ishihara  1917 erfand und erstmalig in seiner Augenarztpraxis eingesetzt hat. Shun (駿) heißt übrigens auf Kanji so viel wie das gute Pferd und da ja Pferde bekanntlich nur rot und grün als Farben kennen, schließt sich hier mal wieder der Kreis lieber Tagesbuch.
Die meisten der versteckten Zahlen habe ich auch ohne lange zu suchen gefunden, aber eine war wohl nicht richtig.  Das war aber halb so schlimm, denn andere wurden nach Hause geschickt und ich war noch weiter im Rennen. Dann ging es noch so um Bildung im Allgemeinen und da war ich auch ganz gut, also ohne mir das was drauf einzubilden. Eigentlich war ich schon im Ziel angekommen, als uns mitgeteilt wurde, dass von 230 Bewerbern nun noch 34 übrig geblieben waren und es leider nur 30 Ausbildungsplätze gab. Es wurden 10 aufgerufen, die irgendeine Schwäche hatten und die mussten dann zur Nachprüfung. Jeder von denen hatte halt irgendwelche Schwächen und gemeinsam mit ein paar Anderen hatte ich die rot-grün Sehschwäche. Ich hab es bis zum Stechen um den letzten freien Platz geschafft und da habe ich überhaupt keine versteckte Zahl gefunden und da es weder einen Publikums- noch einen Telefonjoker gab, habe ich einfach geraten.  Es hätte tatsächlich die Null sein können, die ich geraten hatte, aber es war eine Farbtafel, auf der gar keine Zahl versteckt war, voll bescheuert. Damit war ich raus aus dem Rennen und wer weiß wozu es gut war lieber Tagesbuch. Am Ende würde ich heute jeden Sonntagabend im Tatort zu sehen sein und mich mit dem Jan Josef Liefers rumschlagen müssen oder mit dem Ballauf in der verbotenen Stadt  an der Bierbude Kölsch trinken, obwohl es hätte mich ja auch nach Leipzig verschlagen können und da wäre dann die Simone Thomalla  meine Kollegin gewesen und da gibt es wahrlich schlimmere Vorstellungen lieber Tagesbuch.    
Tja und dann bin ich halt weder Koch, noch Kommissar noch Kindergärtnerin geworden, sondern Controller und das kommt nicht von kontrollieren, sondern von steuern also bin ich quasi ein Lotse und Steuermann geworden, voll bescheuert.
Kannst ja mal gleich beim Lied von Peter Heppner reinhören lieber Tagesbuch und ich halte es da mit ihm und mit seinen Worten:
Ich male alles so, wie es mir gefällt
Denn es ist ja schließlich meine Welt




Bis neulich

Mütze

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